Boarding School Program - Erfahrungsbericht England

Hannes hat einen Term am Shebbear College in Devon verbracht

Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn mit einem etwas mulmigen Gefühl nach England bzw. nach Shebbear, ins Internat, gereist bin, wo ich einen Term verbringen wollte.

Was würde mich dort erwarten? Und finde ich dort überhaupt schnell neue Freunde? Im Nachhinein betrachtet muss ich allerdings sagen, dass all diese Sorgen vollkommen unbegründet waren.

Bereits nach wenigen Tagen hat sich herauskristallisiert, mit wem man sich gut versteht und mit wem nicht. Und das tolle an einem Internat ist eben, dass es selbst wenn man sich mit jemandem nicht versteht, es sicher mindestens drei weitere Leute gibt, mit denen man sich gut versteht.

Die größte Umstellung für mich war allerdings in den ersten 2–3 Wochen der Tagesablauf. Dieser war ebenso wie die Hausregeln relativ strikt.

So ging man morgens um etwa 8 Uhr gemeinsam mit seinen Freunden zum Frühstück. Für das Frühstück musste man bereits in der Schuluniform bzw. in seinem Anzug erscheinen. Da ich in der 6th Form war, musste ich in meinem Anzug kommen.

Danach fand ein "Roll Call" zur Anwesenheitskontrolle der Internatsschüler statt und danach, um ca. 8.35 Uhr, die "Registration" mit den Tagesschülern.

Danach begann auch schon der Unterricht. Eine einzelne Stunde dauerte jeweils eine volle Stunde (60 Min.). Aber dadurch, dass am College nur etwa 350 Schüler waren, waren die Kurse auch immer relativ klein (um die 10 Leute) und der Unterricht hat zu meinem Erstaunen in der Regel Spaß gemacht.

Viermal die Woche gab es einen Gottesdienst in der schuleigenen Chapel, der nach der 2. Stunde stattfand. Allerdings liefen die Gottesdienste dort anders ab, als ich Gottesdienste aus Deutschland gewohnt war. So wurden in ihnen auch oft Nachrichten, die die Schule betrafen, z. B. Sportergebnisse, vorgetragen und in der Regel dauerte einer nie länger als 15 Min. Danach gab es eine kurze Pause und dann noch eine Schulstunde, bevor die einstündige Mittagspause begann.

Danach gab es nochmal zwei Schulstunden, die dann allerdings auch um 16.00 Uhr vorüber waren.

Anschließend an die Schule gab es von Montag bis Donnerstag die sogenannten "Activities". Dies war gewissermaßen eine Sportstunde, die sich täglich an den Schulunterricht anschloss. In der konnte man dann zwischen mehreren Sportarten, wie z. B. Rugby (Jungs) und Badminton, sowie „Netball“ und Hockey (Mädchen), wählen. Gezwungen wurde man allerdings zu keiner Sportart.

Somit war die eigentliche Schule dann täglich um etwa 5pm beendet. Bis 8pm folgte dann aber täglich von Montag bis Donnerstag die "Prep time", die vom Abendessen und einem weiteren "Roll call" unterbrochen wurde.

Die Zeit danach, bis zur Bettruhe, die für 6th Form Schüler bei 22 Uhr lag, war Freizeit, die man dann mit Freunden aus dem "Boarding house" verbrachte.In dieser Zeit quatschte man manchmal einfach nur, traf sich mit Mädchen aus dem Mädchenhaus oder spielte auf einem der vielen Sportplätze Fußball.

Mir ist bewusst, dass sich solch ein Tagesablauf ganz schön anstrengend anhört. Aber ich kann euch versichern, dass man sich daran äußerst schnell gewöhnt und er ist durch die vielen Pausen, die man mit Freunden verbringen kann, auch nicht so anstrengend, wie man vielleicht denken würde.

Am Wochenende standen dann oft Trips in Städte an, wie z. B. Barnstaple, Exeter oder Plymouth, und selbstverständlich dazu gehörten zu einem Wochenende natürlich auch die Sportveranstaltungen, wie Rugby- oder Hockeyspiele.

Mega cool fand ich den Surfkurs, den ich am Anfang des Terms machen konnte, und den Trip nach London im Half Term Break.

Da man bei all diesen Ausflügen und Veranstaltungen zusammen mit anderen Internatsschülern war, hat man zwangsläufig neue Freunde gefunden, die zum Großteil auch noch aus komplett anderen Ländern kamen. So gab es auf meinem College Italiener, Spanier, Australier, Chinesen, Ungarn, Deutsche und natürlich Engländer.

Daher habe ich auch jetzt noch, Monate nach meinen Aufenthalt im Internat, Kontakt zu neugewonnenen Freunden und plane, mich in naher Zukunft mit einem englischen Freund zu treffen.

Wenn ich nun also auf meine 3 ½ Monate am Shebbear College zurückblicke, verstehe ich meine Anfangsbedenken nicht einmal mehr und möchte eigentlich auch wieder zurück, weil meine Zeit dort so unglaublich toll war und ich so viele neue Erfahrungen gesammelt habe, die ich vermutlich mein Leben lang nicht vergessen werde.

Rückblickend war das Schlimmste an meinem Auslandsaufenthalt vermutlich, dass er so schnell vorbei war.

Erfahrungsbericht England