Boarding School Program - Erfahrungsbericht England

Paulina verbrachte einen Term an der LVS School in Ascot, Berkshire, England

Ich wusste, wann mein Flug ging, ich wusste, dass mein Gepäck fertig war und dass mein Vater mit mir fliegen würde, trotzdem konnte ich die ganze Nacht, bevor es losging, nicht schlafen. Einfach so für vier Monate in ein anderes Leben, mit hoffentlich neuen Freunden, anderen Sitten, anderen Regeln und vielen neuen Erfahrungen, klang in der Nacht, bevor es losging, total unwirklich, aber im Nachhinein war es genauso.

Und dann ging es los, das größte Abenteuer meines Lebens, mit vielen Diskussionen mit englischen Mädchen, darüber, ob man Toast nun als Brot bezeichnen kann und dass nicht alle Deutschen sich ausschließlich von Schnitzel und Würstchen ernähren. In den ersten drei Tagen waren nur die neuen Boarder da und ich weiß noch wie am ersten Abend ungefähr 20 neue Mädchen, mich eingeschlossen, versucht haben nicht zu sehr aufzufallen. Es gab Hot-Dogs zu essen, darf man das jetzt mit den Fingern essen oder muss man Messer und Gabel dafür benutzen? Diese Frage ging uns allen durch den Kopf, aber keiner traute sich irgendetwas zu sagen, geschweige denn so eine Frage zu stellen.

Nach drei Tagen stießen dann auch die ganzen Mädchen hinzu, die schon in den Jahren davor auf der Schule waren, und auf einmal wurde es sehr laut im Common Room. Alle redeten durcheinander und so schnell, dass ich und die zwei anderen Deutschen, die sehr gute Freunde geworden sind, nur gedacht haben, dass wir die niemals verstehen, geschweige denn genauso schnell sprechen können würden. Aber ich kann euch beruhigen, nach ca. zwei Wochen haben wir genauso schnell gesprochen, gedacht und fast alles verstanden.

Nach und nach pendelte sich dann auch bei uns Neuen der Alltag ein und damit ihr wisst, worauf ihr euch einstellen könnt, erzähl ich euch einfach mal, wie eine normale Woche abgelaufen ist.

Mein Tag fing um 7.15 Uhr an und um 7.40 Uhr musste ich fertig in Uniform zum "Check" am Büro vorbei kommen und von dort aus ging es zum Frühstück. Danach schnell zurück ins Haus zum Zähneputzen und es ging einmal über die Wiese in die Schule. Der Unterricht lief dann von 8.40 Uhr bis 16 Uhr, allerdings mit einer einstündigen Mittagspause und 50 Minuten E4. Das ist so etwas wie Art-club oder eine Schulversammlung. Als Schulfächer hatte ich Englisch, Mathe, Science, PE, Drama (mein Lieblingsfach) Art, Geography, Informatik, und Media.

Nach der Schule gab es viele Clubs, denen man sich anschließen konnte. Ich war im Hockeyteam, das mache ich auch hier in Deutschland, außerdem habe ich angefangen zu rudern, ganz typisch britisch auf der Themse :), ich war beim Mädchenfußball und bin manchmal auch noch zum Strickclub, der bei uns im Haus war, gegangen, aber eher um zu quatschen, als um zu stricken :).

Um 17.50 Uhr war dann der erste Callover, da versammelte sich das ganze Haus im Common Room und es wurde geguckt, ob alle anwesend sind und danach ging man zusammen zum Abendessen. Von 18.45 Uhr bis 20.45 Uhr war Preptime, dass ist die Zeit, in der man seine Hausaufgaben machen muss, ich persönlich habe nie länger als 30 Minuten für die Hausaufgaben gebraucht, aber viele meiner Freunde haben diese Zeit fast ganz benötigt. Um 21.30 Uhr war dann der zweite und letzte Callover, bei dem noch alle wichtigen Informationen für den nächsten Tag besprochen wurden. Um 22.30 Uhr musste ich schlafen gehen, was auch nicht schwer einzuhalten war, denn die Tage waren viel anstrengender und ausgefüllter als zu Hause.

An den Wochenenden war alles viel entspannter, mit Frühstück im Schlafanzug und vielen Stunden quatschen, coolen Ausflügen, dem ein oder anderen Filmabend und z. B. Tannenbaum schmücken, um dabei lauthals Weihnachtslieder zu singen.

Jetzt bin ich schon fast zwei Monate wieder zu Hause und vermisse meine neue große "Familie" sehr. Und auch mit diesem Abstand zu meiner "Time abroad" kann ich nur zu allen, die mich fragen, sagen: Mach es einfach, du wirst die schönste Zeit deines Lebens haben, auch wenn es Momente geben wird, in denen du am liebsten alles schmeißen möchtest und nach Hause willst. Es gibt 1.000.000 mal mehr Momente, an die du dich erinnern wirst und noch im Nachhinein sehr gerne daran zurück denkst und schmunzeln musst.

Ich persönlich habe bei diesem Abenteuer auch noch wirklich tolle Freunde gefunden!

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