Internate im Ausland - Elternbericht

Friederike hat ein gesamtes Schuljahr und einen zusätzlichen Term am Lord Wandsworth College in Hampshire, England, verbracht.

„Lernen kann auch Spaß machen.“ Als ich diesen Satz von meiner Tochter Friederike wenige Wochen nach ihrem Start am Lord Wandsworth College in England hörte, atmete ich erleichtert auf. Wir hatten die richtige Entscheidung getroffen.

Doch der Reihe nach. Angeregt von einem Bericht in der FAZ vor zwei Jahren, in dem das Leben in einem englischen Internat sehr eindrücklich beschrieben wurde, fragte ich unsere Tochter, ob sie sich auch einmal vorstellen könne, ein Auslandsjahr in einem englischen Internat zu verbringen. Friederike, damals erst 13 Jahre alt, war zunächst nicht sehr begeistert, hatte sie doch auf ihrem Gymnasium zu Hause eine nette Clique gefunden und auch schulisch keinerlei Probleme. Dennoch reifte in ihr in den darauf folgenden Wochen der Gedanke, dass es doch ganz cool sein könnte, eine Zeit lang etwas ganz Besonderes zu machen. Ein Vortrag zu diesem Thema an ihrem Gymnasium gab dann den Ausschlag.

Bald war der Kontakt zu den Carl Duisberg Centren in Köln hergestellt, und wir haben uns auf Anhieb bei Frau Mirjam Auweiler gut aufgehoben gefühlt. Die sehr freundlichen Gespräche und auch ihre Zuversicht, dass Friederike schon weit genug sei, einen solchen Schritt zu gehen, ließen auch bei meiner Frau und mir restliche Zweifel schwinden.

Dann wurde es ernst. Frau Auweiler versorgte uns mit vielen Informationen und einigen Vorschlägen, welches Internat in Frage käme. Es folgten Eingangstests und nach bestandener Prüfung an zwei Internaten hatten wir die Qual der Wahl. Im Rahmen eines Englandurlaubs besuchten wir die beiden Internate, was sich als sehr sinnvoll erwies, denn es wurde uns schnell klar, dass das Lord Wandsworth College in Hampshire genau unseren Vorstellungen entsprach. Nicht zu groß mit einem geringen Anteil an internationalen Schülern und einem Fächerkanon, der dem der deutschen Schule entspricht. Wie an den meisten englischen Internaten wird auch dort sehr großer Wert auf Sport und die musischen Fächer gelegt.

Ab da ging alles sehr schnell. Da Friederike bereits ein Jahr früher als üblich, nämlich in der Jahrgangsstufe 9, gehen wollte, musste eine Ausnahmegenehmigung von der Bezirksregierung in Düsseldorf eingeholt werden.

Natürlich musste auch eine Schuluniform (für deutsche Mädchen eine Zumutung) angeschafft, Versicherungen abgeschlossen und die Fächerauswahl getroffen werden.

Dann kam der erste Tag. Ich glaube, wir waren alle gleichermaßen aufgeregt und rückblickend empfinde ich unsere Tochter als unglaublich mutig und tapfer. Ihr Englisch war für ihr Alter sicherlich schon sehr gut, aber natürlich längst nicht ausreichend, um dem Unterricht komplett zu folgen, geschweige denn Hausarbeiten oder Tests in der zur Verfügung stehenden Zeit zu schreiben. Der Anfang war also nicht leicht, vieles war neu, und auch das Zimmer mit einem anderen Mädchen zu teilen, war zunächst ebenfalls ungewohnt.

Es hat dennoch aus meiner Sicht nur eine relativ kurze Zeit gedauert, bis sich Friederike an das Internatsleben und den Schulablauf gewöhnt hat. Hierbei hatten sicherlich ihre Mitschüler, die Hausleitung und ihre Tutorin großen Anteil. Wichtig war auch der anfängliche Rat des englischen Schulleiters, an möglichst vielen Aktivitäten, und hiervon gibt es viele, teilzunehmen.

So hat Friederike neben dem üblichen Schulsport noch reiten, tauchen, tanzen gelernt und hat sogar an einem Sezierclub teilnehmen können.

Nach wenigen Monaten fühlte sich Friederike so wohl, dass wir nicht ganz überrascht waren, dass sie gerne noch ein weiteres Jahr im College verbringen wollte. Es folgten viele Überlegungen, und auch hierbei wurden wir von Frau Auweiler hervorragend unterstützt. Schließlich einigten wir uns auf einen Kompromiss, so dass Friederike statt drei Terms insgesamt vier Terms im Internat verbringen konnte. Kurz vor Weihnachten war der letzte Tag, wie wir alle fanden, plötzlich da. Das Zimmer im Internat war leer, es flossen viele Tränen, und auch meine Frau und ich mussten ziemlich schlucken.

Wir freuen uns natürlich riesig darüber, unsere Tochter wieder bei uns wohnen zu haben. Gleichzeitig wissen wir jedoch, dass sie ihre englischen Freunde und auch die vielen Möglichkeiten der außerschulischen Aktivitäten vermissen wird. Der Übergang wird also bestimmt nicht leicht, aber wir sind zuversichtlich, dass Friederike den Kontakt mit dem Internat und ihren besten englischen Freunden halten wird.

Und wir als Eltern? Wir sind sehr froh und auch stolz auf unsere Tochter, dass sie ihre Zeit in England mit schulischem Erfolg absolviert hat und dabei gereift, selbstbewusster und erwachsener wurde. Wir würden heute nicht anders entscheiden und sind dankbar, dass wir unserer Tochter die Möglichkeit bieten konnten, über ein Jahr in einem englischen Internat zu verbringen. Wir haben gemeinsam mit ihr eine Türe aufgestoßen, und sind davon überzeugt, dass sie auch für ihre weitere Entwicklung davon profitieren wird.

Erfahrungsberichte - Internate im Ausland