Boarding School Program - Erfahrungsbericht England

Stine besuchte das Kelly College in England für zwei Terms

Bei meiner Ankunft in England regnete es ironischerweise in Strömen und auch ich war nicht gerade bester Stimmung. Wochenlang hatte ich so auf diesen Moment hingefiebert, aber als ich Kelly College sah, bekam ich es mit der Angst zu tun.

Bekanntlich ist ja jeder Anfang schwer: Ich wohnte in einem Mädchenwohnhaus auf dem Internatsgelände und teilte mir mein Zimmer mit einem russischen Mädchen. Wir beide verstanden uns anfangs nicht sonderlich gut und auch die Tatsache, dass man in einem Internat nie alleine ist, machte mir zu schaffen. Abends fiel ich todmüde ins Bett. Der strikt geregelte Tagesablauf, die fremde Sprache, der Unterricht und die ganzen neuen Eindrücke waren manchmal zu viel.

Doch nachdem die ersten Wochen vergangen waren, begann ich meine Zweifel über Bord zu werfen: ich genoss die Gesellschaft der anderen und auch der Unterricht gefiel mir immer besser, nachdem ich Physik abgegeben hatte. Ich lernte in Gruppen, die nie größer als 10 Leute waren und erfuhr, wie es ist, Lehrer zu haben, die es lieben, zu unterrichten. Jeder Engländer erklärte mich für verrückt, als er von meiner Fächerwahl (Geschichte, Französisch, Englische Literatur und Wirtschaft) hörte. Doch ich habe es nie bereut, denn ich bin an meine Grenzen gestoßen und habe dabei gleichzeitig so viel gelernt, wie es in meiner Schule zu Hause nie möglich wäre. Nach einiger Zeit fing ich sogar an, die langen karierten Kiltröcke als meine Schuluniform zu mögen. Das morgendliche Zusammenkommen in der Schulkapelle empfand ich irgendwann nicht mehr als lästig, sondern als wertvolles Ritual.

Neben der Schule ging ich zwei Mal die Woche reiten. Auch hier musste ich mich eingewöhnen: mein Trainer hat Silber bei den Olympischen Spielen gewonnen. Man kann sich also vorstellen, dass es manchmal unmöglich war seine Erwartungen zu erfüllen. Ich wollte auch etwas typisch Englisches machen und deswegen versuchte ich mein Glück mit Squash. Zusammen mit einer anderen Freundin aus Deutschland trat ich den Combined Cardet Forces bei und lernte in der Army zum Beispiel schießen und  hatte sogar die Möglichkeit in einem Segelflugzeug zu fliegen. Das war der Grund, warum ich nach England gekommen war: Ich wollte so viel erleben wie nur möglich.

Was haben mir 8 Monate England also gebracht?

Ich habe gelernt, wie es ist, in einer Gemeinschaft zu leben, die zusammenhält. Ich habe Freunde fürs Leben gefunden. Ich habe mein Englisch verbessern können. Ich bin selbstständiger geworden. Ich habe ein anderes Land und verschiedenste Kulturen kennen gelernt.

Natürlich will ich nicht lügen: Es war die schwerste Zeit meines bisherigen Lebens, aber ich würde sie für nichts in der Welt wieder hergeben.

Erfahrungsbericht England