Nachdem eine Freundin ein Auslandsjahr gemacht hatte, stand für mich fest, dass ich das auch machen will. Mir wurden mehrere Schulen nach meinen Kriterien angeboten und schließlich entschied ich mich für das Mount St. Mary`s College in der Nähe von Sheffield.
Ich bin am Anfang des Terms alleine dort hingeflogen, nachdem ich das College zuvor mit meinen Eltern besucht hatte. Die Internatsschüler waren eigentlich alle Ausländer, sodass ich an meiner Ankunft zwischen Kindern und Eltern aller Nationen landete.
Mir wurde mein Zimmer gezeigt, kurz darauf traf ich die sechs anderen Mädchen auf meinem Gang und schon waren wir eine Clique. Somit war auch meine größte Sorge, dass ich keinen Anschluss finde, unbegründet. Im ersten Term waren wir ungefähr 60 Internatsschüler, wie eine große Familie zusammenschweißte. Es war ein schönes Miteinander mit vielen verschiedenen Leuten.
Das System einer englischen Schule unterscheidet sich sehr von dem einer Deutschen. Zum einen natürlich die Schuluniform mit viel zu langen Röcken, die wir immer hochrollten. Aber auch daran gewöhnt man sich. Zum anderen ist da der strukturierte und lange Tagesablauf.
Frühstück bis viertel vor acht. Im Anschluss morgendlich Registrierung mit Beten in der Kapelle. Um halb neun müssen wir in unserer Klasse sitzen oder an besonderen Tagen in der Kapelle zur Messe oder zur Schulversammlung. Dann geht der Unterricht los, bis halb fünf mit drei Pausen inklusive der großen Mittagspause.
Zusätzlich zu den normalen Fächern bietet die Schule auch CCF bzw. RAF, Design & Technologie, Theater und Games an. Um zwanzig vor fünf beginnen die zahlreichen Aktivitäten bis zwanzig vor sechs. Dann kommen die Busse für die Engländer, die nicht im Internat übernachten. Abendessen ist ab viertel vor sechs und um zwanzig vor sieben ist Registration mit anschließender Hausaufgaben- und Lernzeit, die bis neun geht. Danach haben wir Freizeit bis zu den jeweiligen Bettzeiten.
Am Wochenende werden auch Aktivitäten und Ausflüge wie Eislaufen, Städtebesuche und Freizeitsparks angeboten. Zusätzlich darf man ab einem bestimmten Alter auch alleine in Städte fahren. Samstagsnachmittags finden Schulturniere statt.
Dies hört sich stressig an, aber es ist toll, man lernt viel Neues und lebt wie in einer anderen Welt. Es gibt so viel zu tun, dass man eigentlich kein Heimweh bekommen kann. Das einzige, was mich zu Anfang irritiert hat, ist, dass man sich eher nicht mit den Engländern angefreundet hat, sondern hauptsächlich unter den Internatsschülern blieb. Mit denen aber habe ich, glaube ich, Freundschaften für immer geschlossen, so dass ich jetzt schon plane zu einer Freundin nach Mexiko zu fliegen, um mein Spanisch zu verbessern.
Ich habe in der Zeit sehr viel erlebt und ein Ereignis, das mich besonders beeindruckt hat, war, dass wir von der RAF zu einem Flugplatz gefahren sind, wo wir mit Begleitung selbst in einem Flugzeug steuern durften.
Klar gibt es Dinge, die nicht so toll waren, wie zum Beispiel, dass die Zimmergenossin geschnarcht hat, das Essen nicht wie zu Hause war oder jemand meine Süßigkeiten aufgegessen hat, aber dies sind nur Nebensachen, über die man hinterher nur lacht.
Mir hat es so gut gefallen, dass ich länger als eigentlich geplant blieb. Im Nachhinein denke ich zwar, dass der erste Term gereicht hätte, da wir da mehr Internatsschüler waren, dennoch bereue ich meine Zeit danach auch nicht.
Ich denke, zusätzlich zu meinem Englisch habe ich viel Eigenständigkeit und Offenheit zu anderen Menschen gewonnen. England war eine Zeit, die ich nie vergessen werde, und ich würde jedem raten und wünschen auch diese Erfahrung zu machen.