Boarding School Program - Erfahrungsbericht England

Paul-Lukas absolvierte sein IB in St. Clare’s in Oxford

Erfahrungsbericht: St. Clare’s, Oxford

Wer sich für einen Auslandsaufenthalt entscheidet, lässt sich nicht nur auf eine neue Kultur ein, sondern macht auch einen Schritt von lebensprägendem Potential. Die Wahl der richtigen Schule ist ein sehr persönliches Unterfangen. Englische Internate sind in Deutschland für akademische Rigorosität, Tradition und ländliche Schlosskulissen bekannt. – St. Clare’s ist anders und dennoch, oder auch gerade deswegen, bereue ich keinen Tag, den ich an dieser wunderbaren Schule verbracht habe: Der sehr hohe akademische Standard wird nicht durch Kontrollfetischismus, sondern durch Freiheit gepaart mit Verantwortung erreicht. Trotz hoher Anforderungen fühlt man sich zu keinem Zeitpunkt alleine gelassen. In kleinen Klassen baut man zu den Lehrern enge Beziehungen auf und hat die Möglichkeit sich intellektuell herauszufordern.

Das angebotene International Baccalaureate Diploma Programme (IBDP) bildet das Herzstück der Schulphilosophie. St. Clare’s legt großen Wert auf zugleich akademische Tiefe und Vielfalt. Die im Vergleich zu vielen konservativen englischen Internaten eher liberale und internationale Ausrichtung spiegelt sich auch darin wieder, dass ausschließlich die Oberstufe (Sixth Form) unterrichtet wird und keine Schuluniform existiert. Außerdem befindet sich die Schule nicht auf dem Land, sondern im kleinstädtischen Oxford, dem intellektuellen Epizentrum Englands. In diesem Umfeld hat sich oft die Gelegenheit ergeben Vorträge, Debatten, Theaterstücke und Museen mit Freunden, Schulkameraden und Lehrern zu besuchen.

Neben der englischen Kultur und Sprache habe ich in den zwei Jahren an St. Clare’s Menschen aus der ganzen Welt kennengelernt. Ein Zimmernachbar aus Georgien, Lehrer aus Südafrika, Freund aus Italien oder Badmintonpartner aus China. – In jedem Jahrgang wachsen Mitschüler aus mehr als vierzig Ländern zusammen. Die Atmosphäre ist gleichzeitig englisch und international.

Das Internatsleben ist eine sehr schöne und intensive Erfahrung. In den zwei Jahren habe ich tiefe und in vielerlei Hinsicht besondere Freundschaften geschlossen. Wer noch nie bis zum Morgengrauen konzentriert und zugleich herzlich lachend mit Freunden gearbeitet hat, der versteht vielleicht nicht, dass es sich dabei um eine besondere Erfahrung handelt, die zusammenschweißt. Obwohl es sicherlich für die meisten am Anfang ungewohnt ist das eigene Zimmer aufzugeben und fortan alles zu teilen, gewöhnt man sich sehr schnell daran und lernt die Vorteile zu schätzen. Ich hätte im zweiten Jahr ein Einzelzimmer haben können, entschied mich aber dafür, weiterhin das Zimmer mit einem guten Freund zu teilen.

Neben viel Arbeit hatte ich an St. Clare’s vor allem Spaß. Ob beim Sport, Ausgehen oder Bonfire, die engsten Freunde sind immer dabei. Im Nachhinein finde ich es immer noch erstaunlich wie wenig Streit es bei all dem "Zusammensein" gegeben hat. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass wir gelernt haben den Eigenarten und Bedürfnissen von anderen Menschen immer mit Respekt und Toleranz zu begegnen.

Meine Erlebnisse an St. Clare’s werde ich wohl nie vergessen und mir ist bewusst wie stark mich die Zeit verändert und geprägt hat. Auf die unzähligen Geschichten, die sich in den zwei Jahren ereignet haben, werde ich immer mit einem lachenden und weinenden Auge zurückschauen. Schon jetzt freue ich mich darauf, in einigen Jahren den ganzen Jahrgang bei einer Reunion im King’s Arms oder Turf Tavern in Oxford wieder zu treffen.

Mein Fazit: Ich persönlich kann jedem, der eigenständig, weltoffenen und interessiert ist, empfehlen eine Schule wie St. Clare’s zu besuchen. Wer sich den möglichen Erfahrungen eines solchen Auslandsaufenthalts hingibt, wird davon ein Leben lang profitieren.

Paul-Lukas H. lebt in London und studiert als Stipendiat am New College of the Humanities (University of London) Economics. Zusätzlich absolviert er Kurse der Philosophie und Politik sowie ein Studium Generale.

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